Als 2004 eine mehrjährige archäologische Grabungskampagne auf St. Magdalena im Halltal von der Stadtarchäologie Hall unter der Leitung des Archäologen Alexander Zanesco begann, war ich 4 Wochen lang als „Gräber“ und Pressebetreuer mit dabei. Der außergewöhnlich große Fund von Keramikfragmenten (30.000) konnte zu unserem Staunen in die späte Hallstattzeit bis frühe Latènezeit (ca. 7. bis Anfang 5. Jh. v. Chr.) datiert werden. Als Zanesco im Zuge weiterer Grabungen eine große Feuergrube (Salzsiedeofen) entdeckte, die mit großer Wahrscheinlichkeit der gewerblichen Nutzung diente, lag ein Zusammenhang zwischen dem Salzbergbau und der Salzproduktion nahe. Eine sensationelle Entdeckung, wir kamen dem Nachweis einer prähistorischen Siedlungstätigkeit aus später Hallstattzeit ein großes Stück näher. Ich zitiere Zanesco aus der damaligen Presseaussendung auf die Frage zur Bedeutung dieser Entdeckung: „Wenn nun in weiteren Grabungskampagnen eindeutig belegt wird, dass es sich wirklich um einen Salzsiedeofen handelt, ist die prähistorische Salzproduktion im Halltal bewiesen. Wir hätten dann hier eine ähnliche Situation wie im weltberühmten Hallstatt oder Hallein. Dieser Befund ist dann so bedeutend, dass unbedingt die Geschichte der prähistorischen Salzproduktion weiter erforscht werden muss“. So weit so erfreulich. Das Budget für weitere größer angelegte Grabungskampagnen zur Erforschung des Halltals scheint verdunstet, so wie die Sole bei der Versiedung.
Umso mehr bemühen sich kulturelle Initiativen, das Thema Haller Salz lebendig zu halten. Mit einem wahren Feuerwerk an Aktivitäten macht Matthias Breit vom Gemeindemuseum Absam immer wieder das Salz zum Thema. Auch das Team des neuen Haller Stadtmuseums befasste sich damit und führte Zeitzeugeninterviews von den letzten Salzbergwerksarbeitern. Der Haller Hans Spötl als einer der letzten Salzberg-Zeitzeugen bewahrt seit Jahrzehnten in einem privaten Freilichtmuseum zeithistorisch wertvolle Bergbaugerätschaften. Die Milser Betreiber dieses „Halltal-Blogs“ produzierten den Doku-Film und das Buch „Tiroler Salz“, die Stadtarchäologie Hall widmet sich dem Salz sowieso permanent und auch die Münze Hall vermittelt täglich unsere ruhmreiche Geschichte des Wohlstandes, entstanden durch den Salzbergbau. Ach ja, und manchmal erwacht sogar das originelle aber desolate Minibergbau-Museum mitten in der Haller Altstadt für Besuchergruppen aus seinem Dornröschenschlaf.
Und so fand 2013 die medial viel beachtete Kooperationsveranstaltung „Sole-Feuer-Salz“ zwischen Hall und Absam im Haller Medienturm statt. Dabei wurde das in Vergessenheit geratene, 239 Jahre alte historische Modell von 1774 eines Haller Sudhauses, der sogenannten „Tschiderer-Pfanne“, das Matthias Breit im Depot des Bergbaumuseums Hall „wiederentdeckte“, der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Stadtarchäologie und Uni-Innsbruck (Institut für Archäologien) befundete das Modell dendrochronologisch (Altersbestimmung) und der Berg/Tunnelbauexperte Ing. Christian Neumann präsentierte dieses bedeutende Exponat zur Veranschaulichung der gewerblichen Salzversiedung in der Saline. Beispielgebend und besonders erwähnenswert dabei war die Zusammenarbeit gleich mehrerer Institutionen: Gemeindemuseum Absam, Stadtarchäologie, Stadtmuseum, Stadtarchiv, TVB Region Hall-Wattens, Münze Hall, Medienturm Hall, Gemeinden Hall und Absam.
Unsere gemeinsame Geschichte kennt keine politischen Gemeindegrenzen! So wäre es zu wünschen, dass sich Hall, Absam, Thaur, Mils und Gnadenwald öfters darauf besinnen und im Sinne der Sache noch viel enger kooperieren. Der geplante Themenweg ins Halltal des TVB, archäologische Grabungskampagnen oder gemeinsame Veranstaltungen zur Salzgeschichte unserer Region wären eine wunderbare Möglichkeit für eine befruchtende Zusammenarbeit. Die „Schätze“ des Halltals bieten dazu unerschöpflich Gelegenheit.
Ist dieses Modell der „Tschiderer Pfanne“ irgendwo ausgestellt?
Das Modell wurde leider gleich nach der öffentlichen Präsentation von der Stadt Hall unter Verschluss gestellt. Es wird wohl „irgendwanneinmal“ im derzeit geschlossenen Stadtmuseum Hall ausgestellt werden….
Nähere Informationen an Interessierte können am besten Christine Weirather (Stadtmuseum Hall) und der Haller Stadtarchivar/Archäologe Alexander Zanesco oder auch Matthias Breit und Christian Neumann (Gemeindemuseum Absam) geben. Unter http://www.hallerblatt.at lässt sich auch im Archiv in der Ausgabe März 2013 auf Seite 10 nachlesen. Vielleicht lässt sich ja auch ein Besichtigungstermin arrangieren?