Das Halltal hat mich von Kind an fasziniert. Damals war es der reinste Abenteuerspielplatz, vom romantischen Wildbach bis zu halb verfallenen Hütten mitten im Wald war da einfach alles zu finden was ein Kinderherz begehrt. Ideale Rahmenbedingung also für Familienwanderungen Richtung Magdalena, wo es dann auch noch was gscheits zu essen gab. Und dann gab es ja noch jede Menge Geschichten darüber zu erzählen, vor allem wenn Großvater dabei war, der ja noch am und im Berg gearbeitet hatte. Heute schätze ich mehr denn je, was ich als Kind dort erleben durfte und gebe dieses einmalige Erlebnis bereits meinem Buben weiter. In den letzten Jahren sehe ich allerdings auch kritische Entwicklungen, Gastbetriebe gibt es keine mehr, historische Bauten werden dem Verfall preisgegeben, es wächst im wahrsten Sinn des Wortes Gras über die Geschichte des Tals.
Es ist für mich als „Herzbluthalltaler“ (meine Familie steht halt einmal auch fest in der Salinentradition) nicht nachvollziehbar warum sich hier scheinbar niemand ernsthaft um den Erhalt – ja warum nicht auch sogar – um einen behutsamen und naturbewussten Ausbau dieser Region kümmern will. Zum Beispiel: da haben wir neben einem echten Naturjuwel eine für Tirol einmalige historische Region und es bleibt der Fantasie des Wanderers überlassen sich dazu ein Bild zu machen? Als ich den Bildband „Tiroler Salz“ geschrieben habe, bin ich das erste Mal mit „offenen Augen für das Detail“ ins Tal hineinspaziert. Ich machte es mir zur Aufgabe, jedes Bauwerk, jedes noch so kleine von Menschenhand geschaffene Bruchstück zu hinterfragen: was ist das, welchen Zweck hatte das Ding und warum steht das gerade hier? Ich kann dieses Augen-aufhalten wirklich nur jedem Talbesucher empfehlen, es finden sich nämlich hunderte Bruchstücke, die neugierig machen. Kurz gesagt ich kam damals mit einer zweiseitigen Liste nach Hause, soviel gab es zu hinterfragen und zu bestaunen. Vom kleinsten Marterl über morsche Holzrohre bis hin zu prächtigen und verfallenen Bauten und alle erzählten ihre eigene Geschichte. Jetzt erinnerte ich mich an meine Kindheit, an den Abenteuerspielplatz von damals und vor allem an das, was jeden Halltaltrip zu etwas ganz besonderem werden hat lassen: die Geschichten, die es darüber zu erzählen gab.
Wenn ich mir also etwas wünschen würde, dann wäre es, dass es irgendwann einmal eine Art „selbsterklärenden Wanderpfad“ der diese Halltal Geschichten widergibt, der all die Details (oder zumindest die wichtigsten) am Wegrand für den Wanderer enträtselt, also eine Art Geschichtenpfad. Ich bin überzeugt, das wäre für jeden Besucher und jede Besucherin – ob Kind oder erwachsen – ein spannendes und teilweise ganz neues Kennenlernen des Halltals!